Donnerstag, 28. April 2011

Amsterdam April 2011

Wenn man mich wählen lassen würde, in welcher Stadt ich gern mal ein Jahr leben würde, würde ich ohne Umschweife und langes Nachdenken sofort auf Amsterdam kommen. Da gibt es gar kein Vertun, denn diese Stadt ist wie keine andere, so absolut einzigartig und kompatibel mit jedem, der es mit ihr versucht. Nach bereits zwei Besuchen ist das dritte mal nun schon so richtig schön entspannend gewesen. Hier deshalb ein paar Chello-Impressionen aus der schönsten Stadt der Welt:

Hier ist das sozusagen das Wahrzeichen von Amsterdam: VIETSEN! Alles voller Fahrräder. Ich hab mir auch nach einem Tag Rumgelatsche eins gewünscht. Zumal Fahrräder absolute Vorrechte haben in Holland. Erst Fahrrad, dann Auto. Dann, irgendwann, Fußgänger. Und mit denen gehen die ganzen Fahrräder, Mopeds und Roller und Autos nicht gerade zimperlich um! Also: Am besten gleich Rückspiegel an den Hut machen, Blinken nicht vergessen und immer schön Schulterblick machen.

In Amsterdam ist auch Frühling.
Ich hab bisher die Stadt im Hochsommer besucht, aber so tolles Wetter hatte die bisher noch nicht parat. Hier sind die Mandelbäumchen aus dem Garten vorm Rijksmuseum. Als wir uns abends, nach Ankunft im Hotel gegen fünf, auf die Jagd nach etwas zu füttern machen, machen wir gleich unseren ersten Rundgang, der zunächst - von wegen HUNGER! - am Leidseplein endet. Der Leidseplein ist so eine Art Vergnügungszentrum, und da ist immer irgendwas los. Außer es ist ein Regenbogenfest - die sind meistens eher um den Rembrandplein angesiedelt. Am Leidseplein gibt es Restaurant-Flaniermeile, wo man sich vor tüchtigen Gastwirten, die einen in ganz mediterraner Manier in ihr Lokal locken wollen, fast schon in Acht nehmen. Wir sitzen beim Italiener, lassen uns eine wirklich gute Pizza samt Vorspeise schmecken und sind sofort von vertrauten deutschen Klängen umgeben. Juhu, der erste Abend und um uns rum eine sächsische Damen-Kegeltruppe! Gefällt auch den Österreichern, die am Tisch nebendran sitzen, zusehends immer weniger. Mit denen kommen wir dafür ins Gespräch und lassen uns Museumstipps geben. Dann dämmert es zusehends, und ich will mit dem Liebsten noch einen Abendrundgang machen.

Hier sehen wir die ersten Grachten, und die vielen gemütlichen Plätzchen, die es da zum Verschnaufen gibt. Nette Cafés und Pubs und Kneipen, aber auch gefühlte tausend Coffeeshops und dubiose Lokaitäten. Hier ein besonders schönes Stadthotel mit Grachtenterasse.

Zum Glück gibt es in Amsterdam, dessen Centrumsstraßen eher kreisförmig angelegt sind, daher kurvenreich immer schon um das Touristenziel herumführen, oft Stadtpläne, auf denen man gucken kann, wo man sich gerade befindet. Da können einen dann retten. Wir befinden uns gerade am Dam, der großen Hauptstraße, von wo aus man bequem direkt zum Königsplatz vordringen kann. Da ist gerade Kirmes, und vom Königlichen Palast sieht man nix. Außer vielleicht den Dächern.



Naja, macht nichts, denn die Nacht hier hat definitiv auf Grund des unschlagbaren Grachtencharmes andere Vorteile, die man unbedingt einmal zu Gesicht bekommen haben sollte.





Gracht in der Abenddämmerung

Nikolauskirche vom Stadtzentrum aus besehen

Am Damrak: Das Grashopper ist oben Hotel,
im Erdgeschoss Restarant mit Bar und im Keller Coffeeshop.
Schlägt man sich rechts dran vorbei, steht man sofort
mitten im Redlight District von Amsterdam.

Damrak

Die vielen Coffeeshops sind eine echte Attraktion in Amsterdam. Man findet sie fast überall. Achtung: Ein Bier oder sonstige alkoholische Getränke wird man da vergeblich ordern. Es gibt nur Softdrinks. Manche servieren auch tatsächlich - Kaffee. Ansonsten kann man dort eben Haschisch und Marihuana erwerben, auch in schon vergefertigter Form zum gleich dort rauchen.
Als wir einen mit Außenterasse finden, in dem es nicht psychedelisch grün und blau leuchtet, schauen uns auch dort drin mal um: Überall gibt es Schilder, auf denen steht, dass man zwar seinen Joint dort drin drehen darf, aber das Rauchen von Tabak nicht erlaubt sei. Das Rauchverbot hat also auch Holland erreicht, und das auch in den Coffeeshops. Hmm. Den vollen Aschenbechern nach zu urteilen, hält sich da aber keiner dran.

Für den kleinen Juristen: Auch in Holland sind Drogen jeglicher Art verboten. Der Verkauf von Haschisch und Marihuana jedoch wird - aus Gründen, die aus typisch deutscher Sicht wohl nicht nachvollziehbar sind - aber geduldet. das heißt, man darf dort zwar nicht bis zu 5 Gramm "weiche" Drogen kaufen, aber man kann - trotzdem. Tja, so ist das in Amsterdam, wo die Uhren eben erfrischend anders ticken. Wahrscheinlich gibt es eben auch ein Rauchverbot, aber man kann trotzdem rauchen.

Wir befinden uns jetzt übrigens im Redlight Distrikt. Das ist ein überaus merkwürdig anmutendes Viertel der Stadt, wo man mit Sex echt regelrecht beschossen wird. Das aber auf eine so ruhige und selbstverständliche Art, dass man gleich das Gefühl kriegt, das mit der Vermehrung bisher irgendwie immer viel zu unlocker verstanden zu haben. Die Damen stehen eben im Schaufenster, überall werden Dildos verkauft und alle sehen das irgendwie ganz locker. Neben mir in einem Schaufenster sind ungefähr eine Million rosa Plüschhasen mit überdimensionalen Schniedeln dekoriert, und ich höre eine Familienmutter, die Ihrer etwa fünfjährigen Tochter - die sich am Fenster die Nase plattdrückt - in aller Ruhe auf deutsch erklären, dass hier keins von den süßen Häschen gekauft wird, weil man doch zuhause schon welche hat. Aha. (Ich sehe schon im Geiste das Kind im Kindergarten mit dem Dildo-Hasen aufkreuzen und stolz das Urlaubsmitbringsel präsentieren)...
Auf dem Heimweg bleibt ein Eindruck von Schaufenstern, in denen halbnackte Frauen stehen, der Geruch von Gras und eine ganz friedvolle Stimmung zurück. Todmüde, aber mit der Gewissheit, dass wir nun sogar schon Metro gefahren sind und uns zurecht gefunden haben., fallen wir ins Bett. Amsterdam hat uns willkommen geheißen und bisher ist es whl ganz zufrieden mit seinen Gästen.

TIPP:
Eine GVB-Tageskarte (z. B. 24, 48, 72 Std. lang gültig) ist teilweise im Hotel oder in den Touri-Shops am Damrak oder auch in Bussen und Bahnen selbst erwerblich. Die 72 Std.-Karte kostet ca. 15 Euro und man kann damit dann beliebig durch die Gegend reisen. Die Tram fährt sehr regelmäßig bis ein Uhr nachts, danach muss man umsteigen auf Nachtbusse. Wichtig: Ticker immer am Kartenleseautomaten beim Ein- und Aussteigen (!) vorhalten.
Die GVB-Karte gilt nicht in GV-Bussen! Schwarzgefahren sind wir nämlich aus Versehen auch... Da piepst der Leser dann zweimal und zeigt an, dass die Karte ungültig ist. Merkt man als Anfänger aber erst, wenn der Bus schon losgefahren ist. Tja.

Am nächsten Morgen versuchen wir es dann auch mit Kultur. Als erstes ein Frühstück, das diesen Namen verdient hat: Ein Thunfischsandwich! Das nehmen wir auf dem Museumsplatz zu uns. Dann auf zu den ollen Schinken im Rijksmuseum.

Hier dürfen wir natürlich keine Fotos machen (was die Japaner nicht hindert, es trotzdem zu versuchen, was wiederum zu schnellem Einschreiten der Museumstruppe führt). Deshalb kann ich euch nur den schönen Eingang des Museums präsentieren.

Das Gebäude an sich wird gerade restauriert, sodass auch nur ein Teil der Sammlung zu sehen ist. Das macht aber gar nichts, denn wir brauchen trotzdem fast zwei Stunden, um alles interessante genau unter die Lupe zu nehmen.

Tipp:
An der Hobbemastratt aus den entsprechenden Linie aussteigen -
so steht man direkt vor dem Eingang zum Rijksmuseum.
Das van Gogh Museum ist auch nicht fern.


Rembrand, Frans Hals und all die anderen flämischen Maler, die Geschichte der Stadt und Porzellan, Tulpenwahn und Tulpenvasen machen echt hungrig. Wir essen... POMMES! Die holländischen sind die besten, ehrlich. Und dann gibt es da noch diese unglaublichen Automaten, wo man sich einfach einen Burger ziehen kann. :-)

Dann entdecken wir die Wasserwelt und machen eine Grachtenrundfahrt. Die Grachten wurden von Hand angelegt und waren eigentlich als Verteidigungsanlagen geplant. Ziemlich schnell haben die Amsterdamer aber gemerkt, dass sie sich prima als Handelswege übers Wasser eignen. Weil sie teilweise gerade einmal 2 m tief gebuddelt wurden, braucht man flache Schiffe mit wenig Tiefgang. Und weil die Mieten in Amsterdan nicht gerade günstig sind, gibt es auch jede Menge Hausboote, auf denen es absolut gemütlich ausschaut. Manche Bewohner haben ganze Terrassen und Gärten auf den Booten angelegt. Im Winter scheint´s zwar kalt zu sein, aber für den Sommer habe ich gerade einen neuen Traum vom Ferienhaus entdeckt!
Grachtenrundfahrt-Böötchen

Hausboote

Herengracht



Am zweiten Tag frühstücken wir am Leidseplain. Untrüglich führt mein Gespür mich zum Theater, wo wir in einem Café Frühstück bestellen.
Von da aus geht es in das Van Gogh - Museum. Dank den Östereichern haben wir uns am Tag vorher anlässlich der Grachtenrundfahrt im Tourishop schon ein Ticket gekauft. WIr gehen deshalb an der ca. 300 m langen Schlange einfach vorbei und kommen bevorzugt rein.
Außer Van Gogh gibt es gerade auch noch eine kleine Picasso-Ausstellung im Untergeschoß. Nach fast zwei Stunden Van-Gogh bin ich aber echt schon ziemlich platt und kann das kaum noch aufnehmen.


Tipp:
Ein Audioführer ist in diesem Museum sehr empfehlenswert,
da wirklich gut gemacht und sehr interessant.


Noch viel wichtigerer Tipp:

AUF JEDEN FALL im Touri-Shop die Tickets kaufen.
Die Schlange ist offenbar immer mindestens 100 m lang!
Außerdem kann man im Tourishop ein Paket
mit seinen Wünschen zusammenstellen
und kann ein paar Euro sparen (gezielt fragen...).

Danach trennen wir uns. Jeder muss schließlich seinen ganz individuellen, mittlerweile schon übermächtigen Bedürfnissen nachgehen!!! Der Liebste sucht ein Schachcafé auf, ich gehe ...shoppen! Das geht in Amsterdam ganz formidabel.

Tipp: In Amsterdam auf jeden Fall Schuhe kaufen. :-)

Beim Shoppen keht sich das unterste zuoberst in die Frau. Ich bilde da keine Ausnahme. Ich habe das also mal nicht dokumentiert, um keinen von Euch zu verschrecken... Also Zusammenfassung: Ich ergattere Schuhe, eine Jacke und noch mehr Schuhe. Wir sind dann ziemlich platt, heute kein Sightseeing mehr. Stattdessen hauen wir uns beim Griechen den Bauch dermaßen voll, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als um zehn ins Hotel zurückzukehren. Macht nichts, es hat sich gelohnt, kann ich Euch sagen.

Am nächsten Tag haben wir einen wunderschönen Frühstücksplatz im Irishpub neben dem Hardrock-Café. Das findet man, indem man vom Leidseplein Richtung Museumsplatz einfach an den Schienen der Straßenbahn am Casino vorbeiläuft und dann zum Max-Euwe-Zentrum läuft.
Weil Max Euwe ein niederländischer Schachweltmeister war, gibt es über sein Leben und das Schachspiel auch ein kleines, aber feines Museum. Der Liebste kennt sich aus, aber ich lerne echt noch eine ganze Menge. Führung gibt es auf englisch, aber irgendwann vergisst unser Führer das und redet einfach aus Versehen auf niederländisch mit uns. Das wichtigste verstehen wir aber trotzdem und fühlen uns gleich sehr heimisch und irgendwie willkommen.



Hier ein Schachspiel aus Plexiglas, dass Herr Prof. Euwe von seinen Schülern geschenkt bekam.

Dazu auch Degner´s Schachsteine, deutscher Herkunft, welche dem Liebsten außerordentlich gut gefallen. Hat der Herr Euwe mal von einem Schachkollegen geschnkt bekommen.




Wir lassen unseren letzten Tag dann bei einem Bummel durch die Grachten ausklingen. Wir trinken Cola im Selbstbedienungs-Muffin-Laden und sitzen an der Prinsengracht. Irgendwann werden wir allerdings vom Besitzer verscheucht... Zweimal eine Dose Cola rechtfertigt eben nicht Platzrecht für zwei Stunden, naja.



oben: Prinsengracht
unten: Oude Kerk
Auf der Rückfahrt geraten wir übrigens in meinen ersten niederländischen Stau. Es ist furchtbar heiß. Aber wir kommen doch irgendwann an im schönen Sauerland, wo wir die Ostertage verbringen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt wird!
Abschluss-Tipp:
Unbedingt nach Amsterdam fahren. Und zwar schnell.
Ich fahre da nämlich auch sobald wie möglich wieder hin.
Und dann gibt es dort keine Schuhe mehr...
;-)