Samstag, 28. Juli 2012

Aus gegebenem Anlass: Arachnophobia Kitzinguensis

Morgens, auf dem Weg zur Arbeit: Die Chello biegt durch die Kitzinger Eingangskurve, die Straße ist voller Autos, die Chello noch etwas unausgeschlafen und dann - BAMMM! Eine riesige Monsterspinne kreuzt meinen Weg! Sie ist ungefähr einen Meter groß und kurz davor, auf mein Auto zu springen. Natürlich stellen sich schlagartig alle Nackenhaare auf, ich fixiere den Angreifer und Schockstarre ergreift mich. Zwei Möglichkeiten gibt es nun: Ich steige vor Schreck derart auf die Bremse, dass es von hinten kracht, oder die Schockstarre zwingt mich dazu, gar nichts zu tun, weshalb ich meinem Vordermann auf den Kofferraum donnere.

Zum Glück der Fahrzeugführer vor und hinter mir kenne ich das alljähriche Spiel schon und es passiert gar nichts, weil ich es eben noch schaffe, korrekt abzubremsen und so gerade die richtige Geschwindigkeitsdrosselung vornehme: Es ist bloß mal wieder Riesenspinnenausstellung in Kitzingen! 

Das wunderschöne ebenfalls riesige Plakat mit der Aufschrift "Die phantastische Welt der Riesenspinnen" begleitet mich zuverlässig alle 50 Meter durch die gesamte Innenstadt, sodass ich bis zum Büro schon an die zwanzig Herzinfarkte erleide und total auf 180 bin - und das noch vor acht, na dankeschön. 

Für Leute, die sich sogar vor den kleinen Tomatenstrünkchen in der Küche erschrecken, weil die irgendwie auch einer Spinnen täuschend echt gleichen können, ist das natürlich auf der Hauptverkehrsstraße zum Büro der totale Supergau. Ich hasse Spinnen und träume sogar schon nach Genuß des Ausblicks auf dieses blöde Plakat drei Tage schlecht. Und ich bin damit auch nicht allein. Auch Frau D., die mit mir verschreckt im Büro ankommt, schwört: "Wenn da mal eine ausbricht, komme ich nicht mehr zur Arbeit, bis die wieder eingefangen ist". Ich pflichte bei. Am liebsten würde ich ja schon wegen der Plakatierung nicht mehr dort auftauchen. Nicht auszudenken, wenn einem eine in der Garage auflauert oder aus dem Kühlschrank entgegen spaziert. Und das sind Phantasien im Rahmen dieser so "phantastischen Spinnenwelt", die sich mir permanent im schlafenden und wachenden Zustand aufdrängen. Da viele Menschen Spinnen jetzt nicht gerade als ihre liebsten Kuscheltiere ansehen, frage ich mich auch, warum man mit diesen Tieren ausgerechnet die Hauptverkehrsstraße pflastern muss. Das hat schon was kurioses... Wenn ich tatsächlich mal einen Unfal baue, werde ich den Ausstellungsbetreiber jedenfalls ganz bestimmt auf Schadensersatz verklagen. 

Zum Glück gewöhnt man sich ja als Mensch an alles. Nach einigen Tagen kann ich meinen Blick schon starr auf die Stoßstange des Vordermanns heften und nehme die Plakate kaum noch wahr.

Am Morgen des 15. Juli habe ich es dann geschafft: Die Plakate sind weg und keine Spinnen-Killer-Monsterschar säumt mehr die Straße. Ich kann es kaum glauben, lasse meinen Blick wieder genüsslich schweifen und wiege mich zunächst in Sicherheit. 
Am Freitag Abend dann: BAMMM! Da hat wohl einer ein Plakat vergessen. Und ich hab zum Glück keinen hinter mir auf der Straße...



Dienstag, 17. Juli 2012

Sommer ist... was ist eigentlich mit - dem Sommer???.

 
 Hagelkörner anlässlich des Weinfestes im Hofgarten

Ja, das ist er also, der Sommer 2012. Nach dem Sommer 2011 hatte ich es auch kaum gewagt, mich ernsthaft drauf zu freuen - und schlechte Erwartungen dürfen ja auf keinen Fall enttäuscht werden.

Es gibt ja einen Haufen Leute, die finden heiße Temperaturen nicht so toll und stöhnen ab 25 Grad über tropische Zustände, beklagen Schwitzanfälle, Kreislaufkollaps und Weltvertrocknunggefahr. Tja. Denen kann ich dann auch nicht helfen - ich fange ab 20 Grad erst an, mich frisch zu fühlen. Und ich muss schließlich auch durch den Winter, verdammt! Also habe ich doch ein Recht auf einen richtigen Sommer, genauso wie Ihr Temperaturneurotiker Euren Scheiss-Schnee und Regen über die andere Hälfte des Jahres haben könnt!!!

Für mich heißt diese gerade stattfindende undefinierbare Jahreszeit - nennen wir sie tatsächlich mal einfach "Arschloch" (die Meinungen bei Facebook gehen da auseinander) -  folgendes: 
Ich koche heiße Suppen und Gulasch, weil ich gar keinen Bock auf sommerlichen Hugo-Sprizz oder Eis habe. Ich habe mir vor vier Tagen ein neues Strickkleid gekauft, in dem ich trotzdem friere. Ich habe Halsschmerzen und muss meine Gummistiefel beim einkaufen spazieren führen, weil es sowieso ständig und mindestens alle halbe Stunde regnet. Die Rollkragenpullis habe ich längst aus dem Keller wieder hoch geholt. Da kann ich sie dann bis Zweitausendirgendwas täglich verfügbar halten. Wo vielleicht dann die Klimakatastrophe eintritt und es endlich wieder warm wird. Ich glaube allerdings eher, dass es eine EISZEIT geben wird, und ihr Anfang ist jetzt gerade, im JULI:
Hagel auf dem Weinfest. 
Weltuntergangsstimmungsgewitter vor dem Bürofenster. 
Anstatt auf der Terasse zu sitzen, Fahrrad zu fahren oder den Abend für eine spontanen Freibadbesuch zu nutzen, schaue ich abends Daily-Soaps und weiß über die Handlung Bescheid (Autsch!). 
Neulich hatte ich schlechtwetterbedingt Zeit zum Bügeln und habe aufgegangene Nähte an Kleidungsstücken repariert. (GÄÄÄÄHN!)
Dass ich ein Auto-Schiebedach habe, habe ich in der Zwischenzeit schon ganz vergessen!
Ich werde es vermutlich ja sowieso nie wieder brauchen!

Was soll das? Ist es die Strafe für schlechtes Benehmen, die Antwort auf die Erfindung des Euro? Sind die Griechen echt sauer und haben und Zeus auf die Fersen geheftet???  Hätten wir Merkel nicht wählen dürfen? Oder weniger über "Ice Age" lachen sollen? Wer hat die letzte Robbe geschlachtet und Gott damit auf die Idee zu dieser Kollektivstrafe gebracht? Ist die Russenmafia schuld? Brauche ich eine neue WolkenRöntgenBrille? Müssen wir die Wolken mittels eines noch zu erfindenden Hochleistungssaugers wegsaugen?  - "Es saugt und bläst der Heizelmann, weil die Sonne sonst nicht strahlen kann??"

Ich weiß keinen Rat mehr... ich weiß kein Rezept mehr gegen schlechte Laune, Strickklamotten, plattgeregnete Gartenpflanzen oder heiße Gulaschphantasien. Ich gebe auf. Und plane Urlaub. In der Wüste. Das sollte mich kurieren, und dann mag ich vielleicht den Regen wieder. Ne fröhliche Eiszeit wünsch ich und hab schonmal ´ne Melone gebunkert - als Vorrat, denn der Dodo ist mir sympatisch. Der hat´s nämlich auch nicht geschafft.

Nur zur Erinnerung: FAST hätten wir ja die Sonne gesehen. Ein paarmal hab ich sie auch FAST erwischt.
Sonne in Würzburg, schonmal schlecht versteckt
 
 
Sonne über dem Möhnesee - immerhin beinahe erwischt!!!

Ich bleib dran!!!

Samstag, 7. Juli 2012

Gesehen: RENT - vom KHG Theater Würzburg

Zuerst dachte ich ja: Cool, aber warum inszenieren die ein Weihnachtsstück im Juli? 
Die Anwort lieferte die gestrige Premiere: Weil es völlig egal ist, wie heiß oder kalt es ist, wenn fast dreißig Darsteller, Musiker, Sänger, Tänzer, Regisseure auf einer Bühne, die plötzlich fünfmal so groß erscheint als sie ist, da eine dermaßen riesige Show abliefern, dass einem äußere Umstände irgendwie ganz und gar null und nichtig vorkommen. 
Regisseur Christian Steinberger hat es geschafft, ein Ensemble zu finden, dass in perfekter Harmonie die Story rockt. Da kennt jeder sein Handwerk, ist keine Stimme fehl am Platz und wirken die Darsteller in ihren Rollen schon bemerkenswert authentisch. Ganz sicher haben wir es hier nicht mit "Studententheater" zu tun, sondern werden von jedem, der da in dieser Woche auf der Bühne steht, noch jede Menge hören und sehen. Ich renne derweil wohl noch auf unbestimmte Zeit mit einem neuen Soundtrack im Kopf herum und fange an, Musical auf einmal wieder völlig super zu finden.

Und weil ich vor lauter Begeisterung sowieso schon gar nicht mehr weiß, was ich sagen soll, nur das Eine: 

Hin! Sofort! Hopp!

RENT
05./06./07./08./11.und 12. Juli 2012
KHG Würzburg - Großer Saal
Hofstallstraße 4 - 97070 Würzburg