Montag, 27. Mai 2013

Wie ich doch noch Jurist geworden bin, wer Schuld hat und was sich seit damals bahnbrechendes geändert hat

Man muss ja bei diesem Wetter jeden, aber wirklich auch jeden regenfreien Moment nutzen, anlässlich dessen mal kurz die Sonne durch die fetten Wolkenschichten sichtbar ist. Heute nachmittag gegen vier also, Dach auf, Sonnenbrille auf, ein bißchen rumprollen im Twingo (!!!!) auf der B8 also, und dann dazu AC/DC an. Laut. Gerade auf dem Weg vom Gericht und back to office, und ich denk mir so: Highway to Hell, wo hab ich das zuletzt bewusst gehört? 
- Und da fällt es mir dann auch schlagartig ein: Zwischenprüfung 2002, gerade beschlossen, dass ich Jura vielleicht doch lieber nicht weitermache, weil so viele Penner mit mir dabei sind, die alles besser wissen und permanent prophezeihen, dass ich auf Grund meiner nordrhein-westfälischen Herkunft sowieso niemals ein Staatsexamen in Bayern - geschweige denn zwei - auch nur irgendwie geartet ablegen werde. 
Auf dem Weg zur Uni stand wie extra für mich dahingesprüht und launenabhängig zum Heulen oder Lachen immer auf eine dortig zu passierende Hauswand gesprüht: Frei statt Bayern. Denke ich mir jedesmal nach einem Wochenende im Sauerland ja auch wieder, und trotzdem bin ich hier tatsächlich sowas wie ernstzunehmend berufstätig geworden - sogar das mit den Staatsexamina hat also augenscheinlich irgendwie geklappt.
Ich weiß nämlich noch ganz genau, wie ich und die ganzen Mitpenner damals im Tirili auf der Tanzfläche standen, gerade erst den 90ern entwachsen und irgendwie doch geistig noch dort beheimatet und alle nach den unglaublichen Strapazen der Zwischenprüfung im zweiten Semester -quasi auf direktem Weg zu juristischem Ruhm und staatsexaminierter Ehre - gebrüllt haben:

Highway to hell
I’m on the highway to hell
highway to hell
don’t stop me
I’m on the highway to hell
on the highway to hell
highway to hell
I’m on the highway to hell
and I’m goin’ down
all the way
I’m on the highway to hell!

Und ich denk mir so: "Wenn das so ist, dann kannste das ja ruhig auch erst mal so weitermachen".  Und bin doch nicht Ärztin, Maskenbildnerin oder Prinzessin geworden. - Tja, hätte ich mal bloß wenigstens blass geahnt, wie schicksalsschwer sich das alles noch ausweiten würde! Hätte ich diese Warnung, damals im zweiten Semester, auf der Tanzfläche mit dem Bier in der Hand, bloß erkannt und ernst genommen! Aber wie denn auch, nach sovielen alkoholischen Kaltgetränken und im Rausch der anstehenden Semesterferien! Und jetzt, ja jetzt, auf der B8, bei offenem Dach und AC/DC, isses zu spät! 
Und ich denk mir: Was zum Teufel hat sich eigentlich seit damals geändert? - ??? - Genau! Und schon brülle ich wieder mit, als hätte ich erst gestern noch beschlossen, doch mal aus Blödsinn Jurist zu werden: 

Livin’ easy / Lovin’ free
Season ticket on a one way ride
Askin’ nothin’ / Leave me be
Takin’ everythin’ in my stride
Don’t need reason /Don’t need rhyme
Ain’t nothin’ that I’d rather do
Goin’ down / Party time
My friends are gonna be there too

I’m on the highway to hell
on the highway to hell
highway to hell
I’m on the highway to hell

Sonntag, 26. Mai 2013

Gesehen: "Balance Akt" von Frank Salisbury im KuZu des Theaters Chambinzky


Am Freitag habe ich endlich einmal wieder eine Premiere ganz entspannt als Zuschauer genießen dürfen. Die spielte sich ab in einem schicken New Yorker Appartement, wo Hauptprotagonist Eugene, Ex-Ehemann und Jetzt-Single, ausgestattet mit gutem Job, Charme und Geschmack trotzdem etwas glücklos sein Dasein fristet. Eben deshalb ist er allerdings gerade auf dem Weg, eben das alles hinter sich zu lassen, um für ein Weilchen zu verschwinden und dem schönen New York den Rücken zuzuwenden.   
Doch an besagtem Abend klinget es dann ganz unverhofft an der Tür und ein ziemlich unsicheres und schüchternes Wesen steht davor, um Eugene einen Besuch abzustatten: Die äußerst pflichtbewusste Kollegin Beth aus der Buchhaltung. Eugene, der sich anfangs weder an Gesicht noch an an den Namen erinnern kann, wird allerdings zusehends nervös, als Beth - seit fünf Monaten in der Firma beschäftigt, und offensichtlich auch seit etwa fünf Monaten ein bißchen in Chef Eugene verknallt - von einem ziemlich interessanten Fehler in der Buchhaltung berichtet, der Eugene an diesem Abend noch eine gewaltige Menge Nerven kosten wird...
Eine äußerst verzwickte Situation, zu viel Alkohol, ein Abflugtermin, sexuelle Verwicklungen und zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Das alles macht den Humor und die Spannung in dieser Komödie, der sich schließlich sogar zum Kriminalfal ausweitet, aus und lässt den Zuschauer bis zur letzten Minute darüber im Unklaren, wie die Geschichte wohl ausgehen wird. Eugene - immer wieder in Kontakt mit dem Publikum - der zusehend nur noch zum Schein die Kontrolle über die Situation behält, und Beth - von eigener Mutter und dem Leben unterdrückt - die endlich beginnt, Kontrolle zu entwickeln, lassen Abgründe auftauchen und mitbangen, wobei keineswegs immer klar ist, wem man in diesem verrrückten Spiel den Sieg wünscht...

Ralph Wüst feierte zusammen mit einer wirklich grandiosen Charlene Wright sein Regiedebut im Kellertheater des Chambinzky Würzburg. Ich wünsche den beiden mit diesem spannenden und lustigen Abend eine erfolgreiche Produktion, die natürlich auch entsprechend viele Zuschauer verlangt: Also ab mit Euch ins Theater - und mal ehrlich: Bei diesem Wetter doch erst recht! Karten gibts wie immer unter chambinzky.com .
  
Charlene Wright und Ralph Wüst im 1. Akt (Foto: Ralph Wüst)

"Balance Akt" im KuZu Kellertheater in der Valentin-Becker-Straße
Regie: Ralph Wüst
Darsteller: Ralph Wüst, Charlene Wright

24., 26., 30., 31. Mai 2013
1., 6., 7., 8., 13., 14., 15., 21., 22., 28., 29. Juni 2013
27. 28. 29. September 2013
3., 4. Oktober 2013
Beginn um jeweils 20:00 Uhr, September/Oktober sonntags bereits 19 Uhr

Mittwoch, 15. Mai 2013

Paris im Mai 2013

Urlaub!
Sehr spontan buchen wir Paris, die Stadt der Liebe. Und der Museen. Und des Anstehens ;-).
Es geht am Dienstag schon früh um acht los, denn wir müssen pünktlich den Flieger mit AirFrance ab Frankfurt erreichen. Wir sitzen neben einem Chinesen, der Musik hört und aus Versehen ein paarmal rülpst, und so ist der Hinflug schonmal ganz witzig - wenn auch auf Kosten des armen Nachbarn. Wir residieren in Bercy und steigen für eine Strecke, die eigentlich nur einmal umsteigen erfordert, dreimal um, weil wir die Kürze der Strecke leider erst am dritten Tag auschecken. Zum Glück habe ich einen 15 Kilo schweren Koffer bei mir und haue mir gleich bei der ersten Schranke die Klappe vor den Kopf, sodass ich Angst habe, dass meine Brille es nicht überlebt. Aber dafür muss ich schon auf dem Weg ins Hotel Französisch üben, weil wir nach dem Weg fragen müssen. Alles also sehr abenteuerlich. Am Abend wollen wir, sozusagen zum Beweis, dass wir auch WIRKLICH in Paris sind, gleich mal zum Eiffelturm aufbrechen, und das machen wir auch. Als er auftaucht, ist das echt erhebend, und wir machen gleich mal gefühlte mindestens 50 Fotos von der eisernen Madame.

Erster Blick auf den Tour Eiffel, und wir machen Pause auf der Bank ;-)


Die Dämmerung setzt ein!

Nostalisches Karussell vorm Eiffelturm 
(Magnum hier am Kiosk kostet sagenhafte 5 Euro, kaufen wir natürlich nicht)



Eiffelturm-Gegenüberstellung vor Dämmerung und nach Dämmerung (...)

Eiffelturm bei Nacht

Wir sitzen dann übrigens noch herrlich vor dem strahlenden Turm auf den Champs de Mars und genießen den Ausblick. Danach geht´s erstmal wieder den Schlafvorrat neu bestücken, denn wir wollen am nächsten Morgen früh raus: Da steht der Louvre auf dem Plan. Und da ist es auch schon morgens recht voll:

Louvre
Dafür regnet´s eh ein bißchen und wir genießen einfach gängelang die alten Schinken von den alten Meistern in alten Rahmen in teilweise grausiger Luft, besuchen dem ollen Napoleon seine Gemächer und bestaunen Skulpturen aus allen Zeiten und Regionen.

Voll ist es auf dem Weg zur Mona Lisa... 
... und daselbst ist es noch viel voller und ich spare mir das Angucken der Mona Lisa und erfasse lieber den Irrsinn drumrum. Also, über zu viel Ruhe kann die Dame sich nicht beklagen und ich werde total schlank gequetscht. Dann verliere ich auch noch den Liebsten im Gewimmel und ich habe große Not, der Tante vom Wachdienst zu erklären, dass ich unbedingt nochmal zurück MUSS, weil mon ami noch Monsieur DaVinci huldigt und ich Angst habe, ihn im Getümmel gar nicht mehr zu finden. Das Handy ist nämlich zum Glück aus, und weil ich so verzweifelt wirke, darf ich auch nochmal den Rückwärtsgang einschlagen und da finde ich dann auch den verschollenen Begleiter. Wir schlendern durch den Louvre (wo keine Mona Lisa ist, ist es auch gar nicht sooo voll) und wir fotografieren einfach was anderes. Zum Beispiel den Louvre aus dem zweiten Stock:


Schöne Damen...
















 ...fröhliche dicke Frauen...

...Lady McBeth...












... und wir entdecken, dass es eben zu allen Zeiten allen Mädchen nur auf eines ankam: Ponies und ein Glitzerkleid ;-)





  
Ich mache mich dann, unterstützt von meinem 5-Euro-Miet-Audioguide, auf die Socken um den berühmten Codex Hammurabi zu finden. Irgendwie war ich überrascht, dass es sich dabei um eine Steinsäule handelte. Auf der Säule sind freilich ganz ganz viele wirklich unglaublich winzige Schriftzeichen, die sich laut Aushängetafeln hauptsächlich mit dem Familienrecht befassen. Ein unglaublich großer Haufen Regelungen setzt sich auch noch damit auseinander, wie man Frauen, die sich aufführen, bestrafen kann, und dann gibt es noch ordentlich archaische Strafen.Aber gut, ist ja zum Glück auch alles schon etwas länger her.
Codex Hammurabi 
(und ja, es war SEHR schwer, ein Foto zu kriegen, 
auf dem nicht auch ebenfalls den Codex fotografierende Asiaten zu sehen sind ;-)

Danach ist es dann aber auch echt mal gut mit Museum. Wir wollen jetzt auf dem Fußweg Richtung Arc de Triomphe das mittlerweile traumhafte Wetter genießen. 


Nochmal der Louvre aus´m Park...
Bitte das Schild um den eingezäunten (!) Busch beachten - 
dafür, dass es kaum öffentliche Toiletten gibt, 
stellen die Pariser sich mit ihrem Grünzeug ganz schön an...




Wir flanieren durch den wunderschönen Park, pennen in Liegestühlen am Springbrunnen ein, und erreichen schließlich die Champs Elysees. Da könnte ich jetzt aber schön shoppen... Ist aber keine Zeit,  denn wir wollen ja zum Triumpfbogen. 
Da ist dann auch prompt Militärkapelleneinsatz und wir lauschen auch noch der Musikvorstellung. 
Aber wir sind auch ganz schön fertig... trotzdem genehmigen wir und nur eine Essenpause und dann wird noch der Anblick von Notre Dame genossen.
Abends auf dem Heimweg: Kurzer Abstecher zu Notre Dame
Gargoyles. 
Das ist mal so richtig beeindruckend und irgendwie festlich. Weniger festlich ist die Heimreise. Der Liebste rennt im Metrotunnel plötzlich los, und ich will hinterher und quetsche mich dann auch noch voll in der Metrotür ein. Die blauen Flecken hab ich jetzt noch an den Armen, so ´ne Metrotür ist nämlich ziemlich hartnäckig. Als Entschädigung gibt es Chips, die mon ami in der Metro am Automaten zieht. Und schwupps, lade ich mir im Hotel den Glöckner von Notre Dame auf den E-Reader und habe folglich auch die ideale Paris-Lektüre. Und weil mir das so gut gefällt, kehren wir am dritten Tag auch gleich nach Notre dame zurück und besichtigen das gute Stück auch noch von innen. Unfassbar: Da stehen im hinteren Kirchenschiff doch tatsächlich ganze Metalleinmer, aus denen der Weihrauch noch so hochnebelt, dass einem auch garantiert schlecht wird. Ich muss weg, und kann kein Foto machen. Es klingt zwar unglaublich, aber ist wirklich wahr, ich schwörs!!!

Neben Notre Dame: Justizpalast - da beginnt übrigens auch die Geschichte vom Glöckner ;-)

 
                                    Justizpalast
Über Notre Dame, den Justizpalast, den Blumenmarkt und Pont Neuf kommen wir dann zur Lovebridge, wo ganze viele Love Locks hängen. Hier kann man sein Paarglück feiern und ein Schlösschen mit dem Namen drauf befestigen. Der Schlüssel wird dann in den Fluss befördert.Und das ist dann ein Zeichen ewiger Liebe. Wo so viele Schlüssel versenkt werden, frage ich mich, wie da noch ein Schiff fahren kann, ohne auf Grund zu gehen, aber das scheint noch zu funktionieren. 

Das weiß auch der geschäftstüchtige junge Mann da unten im Bild, der uns gleich die guten Lovelocks für nur sechs Euro anpreist und will, dass wir und alles, was irgendwie nach Paar ausschaut, dem Trend folgen.

Zur Abwechslung jetzt dann aber endlich mal weniger romantisch, nostagisch, verliebt und schnuckelig: Shoppen. Und wo kann man das am besten? An der Oper im Lafayette. ;-)


Ich geh shoppen, mon ami was essen, wir genießen die Ausblicke in der Gourmet-Abteilung, fotografieren Wein für zehntausende von Euros und träumen vom Champagnerbad.



Abends will ich dann nach Montmartre, und zwar zum Moulin Rouge. Während Montmartre hält, was es verspricht, ist das Moulin Rouge überhaupt nicht spektakulär. Auch wenn es auf den Fotos immer so aussieht!!! Gegessen wird im Consulat, und dann freue ich mich unglaublich auf die schönste Kirche der Welt: Sacre Coer. Die ist traumhaft schön und ich bin glücklich, alles ist romantisch und ich genieße die phantastische Aussicht auf Paris.

Consulat in Montmarte
Moulin Rouge - ein Traum aus Plastik ;-)
Sacre Coer

Am letzten Tag machen wir noch eine Seine-Rundfahrt (bei der ich wieder mal einpenne und außerdem schrecklich friere), besuchen zufällig nochmal die LoveLocks auf der Künstlerbrücke neben der Pont Neuf und genießen den leider etwas trüben Tag ohne Rücksicht auf das Wetter. So gern wir würden: Für das Musée d´Orsay reicht beim besten Willen die Kraft nicht mehr. 

 LoversBridge mit Blick auf Pont Neuf
Stattdessen beschließen wir dann, dass wir doch noch den Eiffelturm besuchen, und zwar das höchste Stockwerk.

 Von weitem schaut es gar nicht so wild aus...

- von ganz nah drunter dagegen ist das schon eine Nummer!

Dafür lohnt sich der Ausblick umso mehr. denn Paris von oben ist, so nah und direkt an der Seine, ganz arg schön... bitte einfach genießen und auch schön finden...

Paris bei Nacht 

Es folgt ein etwas gehetzter Lauf zur Metro, wo als krönender Abschluss des Urlaubs natürlich hinter uns noch einer ins Abteil kotzt. Das muss aber wohl sein, und trägt auf jeden Fall zum Spaß-Flair bei. Wir wechseln ganz schnell den Wagen, um uns nicht einreihen zu müssen. Ich lese im Hotel noch ein bißchen im Glöckner.

Und am nächsten Morgen, so traurig es auch ist, müssen wir abreisen... 
Paris, je t´aime  - und wir kommen wieder!

Empfehlung: Reiseführer Paris von Baedecker. Ganz frisch erschienen. Und spart die geführte Stadttour. 

Mittwoch, 1. Mai 2013

Reflexionen über den Froschkönig

Neulich habe ich tatsächlich die Prinzen wieder entdeckt. Damals - in den ewig von mir verehrten 90ern - brachten die ein Album raus, auf dem ein Froschkönig mit Krone saß und fett drauf prangte: KÜSSEN VERBOTEN. Die Darstellung des Froschköngs haben die Prinzen seither in steter Regelmäßigkeit wieder bemüht. Schon damals, 1992, gerade mal stolze elf, habe ich mich ja gefragt, was das soll. Die wollten also lieber Frösche bleiben und keine Prinzen werden. Oder umgekehrt?
Trotzdem haben natürlich unter anderem die Prinzen mit ihren netten kleinen auf deutsch gesungenen Liedchen den Beginn meiner Musikbegeisterung ein kleines Stück begleitet, und wie oft im Frühjahr (da wurde ich dann zwölf und der Osterhase brachte ALLES NUR GEKLAUT bei Oma, weil ich einfach zu dick für Schokolade war) sind sie mir auch dieses Jahr irgendwie eingefallen und ich hab mal wieder reingehört.

Und wie ich so mit der White Pearl durch die Gegend eiere und die Prinzen mir was vorsingen, denke ich drüber nach, wie man eigentlich auf sowas blödes wie das Froschding kommen kann. Und wieso muss man eigentlich "viele Frösche küssen, bevor man einen Prinzen trifft"? Vom Froschkönig kommt das ja wohl sicher nicht. Genau genommen wird nämlich in der gesamten deutschen Märchenliteratur ganz sicher kein Frosch geküsst, sondern vielmehr zu erlösende Prinzessinnen. Und letztere Mission erledigen im Normalfall ganz bestimmt keine Frösche. Eigentlich geht die Geschichte mit dem Frosch nämlich ganz anders. Ich ziehe mal mein altes Märchenbuch zu Rate: 


Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich

"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die Jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hatte, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien".

Ok, ich fass mal zusammen: Sprechender Frosch tut heulender Prinzessin einen Gefallen, indem er ihr Lieblingsspielzeug, eine goldene Kugel - nicht ganz zeitgemäß, ich weiß - aus der Tiefe eines Brunnens wieder hervorholt. Als Gegenleistung verlangt er aber, dass das Fräulein ihn mit zu sich nach Hause bringt, wo er fortan als Spielkamerad fungieren will. Und die verspricht: "Ach ja, ich verspreche Dir alles, was Du willst, wenn du mir nur die Kugel wiederbringst!" Worauf der Frosch erfolgreich seinen Job erledigt. Die Prinzessin findet den Frosch dann aber plötzlich nicht mehr so wirklich attraktiv und macht sich aus dem Staub. (Merke: Nirgendwo im Märchen findet sich auch nur ein Hinweis darauf, dass der Frosch eine Krone trage!!!) Der Frosch hat´s schwer, nimmt aber die Verfolgung bis zum Schloss auf: "Königstochter, jüngste, mach mir auf, weißt Du nicht, was gestern Du zu mir gesagt bei dem kühlen Brunnenwasser?"
- Und weil Märchen ja bekanntlich was für die gute Erziehung tun sollen, sind die Eltern angesichts des armen und mit Flucht abgespeisten Frosches ziemlich sauer und bringen dem Fräulein erstmal gute Manieren bei: Frosch isst mit, Frosch trinkt mit - und: Frosch darf bei Prinzessin übernachten (SKANDAL!). Die Kleine ist darüber dann auch derart erbost, dass sie den kleinen grünen Kerl kurzerhand am Bein packt und gegen die Wand haut. O-Ton: "Nun wirst Du Ruhe haben, du garstiger Frosch!" Und dann steht plötzlich der Prinz vor ihr. Geküsst wird in diesem Märchen übrigens überhaupt nicht, nur der Heinrich verliert noch seine drei schweren Eisenringe ums Herz.

Tatsache ist also: Frösche muss man erstmal ordentlich vor die Wand hauen, bevor sie sich zu Prinzen entwickeln. Und Frösche werden auch nicht geküsst, ganz im Gegenteil. Mein Rat frei nach den Gebrüdern Grimm daher: Alle Frösche, die denken, dass sie irgendwann mal geküsst ganz gute Prinzen werden könnten, sollten sich also nicht allzu große Hoffungen machen. Und Ihr wisst ja jetzt: Dass das Wünschen noch geholfen hat, das war in den alten Zeiten...!